Unternehmensnachfolge: So gelingt die Übergabe

Aktualisiert: 15. Februar 2024

6 Minuten

Haufe Redaktion Mittelstand

Die Unternehmensnachfolge ist eine Zäsur und eine komplexe Herausforderung. Sowohl für den Übergebenden als auch für den Nachfolger. Doch keine Sorge - mit der richtigen Vorbereitung und Strategie sollte sie gelingen. Wir haben die besten Tipps und Tricks in einem Leitfaden zusammengestellt.

 

Unternehmensnachfolge: Emotionen und Entscheidungen 

Für viele Unternehmer ist der eigene Betrieb mehr als nur ein Job. Oft wurde das Unternehmen in tausenden von Arbeitsstunden, mit unermüdlichem Einsatz und viel Herzblut aufgebaut. Vor allem dann fällt das Loslassen besonders schwer. Doch irgendwann muss sich jeder Unternehmer die Frage stellen: Wie organisiere ich meine Unternehmensnachfolge? Denn das eigene Ausscheiden muss nicht das Ende des Unternehmens bedeuten. Im Gegenteil: Ein reibungsloser Übergang kann die erfolgreiche Fortführung des eigenen Erbes sichern.

 

Zwei Optionen bei der Unternehmensnachfolge: Intern oder extern?

Bei der internen Unternehmensnachfolge wird der Betrieb an eine Person innerhalb des Unternehmens übergeben. Vor allem in Familienunternehmen übernimmt häufig die nächste Generation die Verantwortung. Aber auch langjährige Mitarbeitende können zum Geschäftsführer befördert werden. Durch eine interne Lösung können sowohl die Unternehmenskultur als auch die eingespielten Abläufe beibehalten werden.

Bei der externen Unternehmensnachfolge wird das Unternehmen an jemand außenstehenden übergeben. Neben Unternehmern können dies auch Gesellschafter oder strategische Partner sein, die mit der Übernahme Expansionsstrategien realisieren. Dabei kann eine externe Übernahme neben frischem Wind auch neues Kapital bringen. Allerdings muss die Unternehmensnachfolge dann noch detaillierter geplant werden.

 

 

Unternehmensnachfolge: Ein Leitfaden für die Übergabe 

Ob intern oder extern: Die Unternehmensnachfolge will gut vorbereitet sein. Dabei sind zahlreiche Variablen zu berücksichtigen. Um den Erfolg zu maximieren, empfehlen wir Ihnen die folgenden fünf Schritte:

 

Schritt 1: Vorbereitung und Strategie

Sie sollten frühzeitig, im besten Fall mehrere Jahre vor der geplanten Übergabe, eine Strategie für die Unternehmensnachfolge entwickeln. Dazu gehört auch ein grober Zeitplan. Im Vordergrund sollten Überlegungen zu einem möglichen Nachfolger stehen und damit verbunden die Frage, ob Sie das Unternehmen vererben, verpachten oder verkaufen wollen. Lassen Sie deshalb rechtzeitig den Wert Ihres Unternehmens ermitteln. Bereits in der Anfangsphase ist eine kontinuierliche und möglichst transparente Kommunikation mit allen Beteiligten wichtig. Legen Sie also frühzeitig den Grundstein für eine offene Kommunikation, um Missverständnisse zu vermeiden und eine möglichst reibungslose Übergabe einzuleiten.

 

Schritt 2: Suche nach geeigneten Unternehmensnachfolgern 

Nach den ersten Vorüberlegungen folgt die konkrete Suche nach einem Nachfolger. Eine wichtige Entscheidung, die den weiteren Verlauf der Unternehmensnachfolge grundlegend bestimmt. Zunächst sollten Sie interne Kandidaten identifizieren und deren Interesse in vertraulichen Gesprächen ausloten. So bekommen Sie ein besseres Gefühl dafür, ob der Kandidat für die Unternehmensnachfolge geeignet ist. Parallel dazu können Sie eine diskrete Suche nach externen Käufern und Investoren starten. Auch hier ist höchste Diskretion geboten, denn Unruhe unter den eigenen Mitarbeitern sollte vermieden werden. In jedem Fall sollten die eigenen Vorstellungen und Anforderungen an den Nachfolger möglichst genau definiert werden. Dies hilft bei der ersten Identifikation und auch bei späteren Sondierungsgesprächen.

 

Schritt 3: Bestandsaufnahme: Due-Dilligence-Prüfung

Dieser Schritt ist das Herzstück des Übergabeprozesses. Dabei wird eine detaillierte Bestandsaufnahme des Unternehmens in allen Teilbereichen durchgeführt. Diese Prüfung, auch Due Diligence genannt, soll die wirtschaftliche, finanzielle, rechtliche und steuerliche Situation des Unternehmens bewerten. Wo liegen die Stärken und Schwächen? Welche Chancen und Risiken bestehen? Diese umfassende Analyse sollte in einem Dokument festgehalten werden, das die Grundlage für eine erfolgreiche Übergabe liefert.

 

Holen Sie sich Unterstützung. Grundsätzlich lohnt es sich immer, einige Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine solche Überprüfung des eigenen Unternehmens einzubeziehen. Dadurch erhalten Sie automatisch verschiedene Perspektiven auf die Abläufe. Aber auch Ihre Kollegen haben nur eine interne und damit subjektive Sicht auf ihre Prozesse und Zahlen. Holen Sie sich daher unbedingt auch externe Unterstützung, die Sie gerade in den Fachbereichen mit Expertise bereichert. Finanzexperten analysieren dann detailliert die Bilanzen des Unternehmens und Rechtsexperten durchleuchten akribisch alle rechtlichen Fragen bis ins kleinste Detail. Aber auch abseits der Fachexpertise können externe Beobachter mit frischem Blick oft spannenden Input liefern.

Schritt 4: Verhandlungen und Vertragsgestaltung

Sie haben Ihr Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft und ein geeigneter Nachfolger steht zur Übernahme bereit: Jetzt stehen intensive Preisverhandlungen an. Dabei sollte nicht nur der von Ihnen ermittelte Unternehmenswert eine Rolle spielen, sondern auch die Zukunftspotenziale. Je besser Sie in der Due Diligence gearbeitet haben, desto selbstbewusster können Sie hier argumentieren. Natürlich spielt es auch eine Rolle, ob Sie mit einer externen Investorengruppe oder mit einem langjährigen Mitarbeiter oder gar Familienmitglied verhandeln. Grundsätzlich sollte ein Kompromiss zwischen Fairness für den Verkäufer und Attraktivität für den Käufer gefunden werden.

 

Bei Einigung wird ein detaillierter Unternehmenskaufvertrag aufgesetzt. In diesem Rechtsdokument werden alle Rahmenbedingungen, Vereinbarungen und Verpflichtungen festgehalten. Der Vertrag bildet somit die Grundlage für die weitere Unternehmensnachfolge und soll helfen, Unklarheiten zu vermeiden. Aufgrund seiner Bedeutung sollte das Dokument eingehend juristisch geprüft werden.

Schritt 5: Übergabe und Betreuung 

Nach Unterzeichnung geht es um einen nahtlosen Übergang. Dabei ist sehr wichtig, dass der laufende Betrieb nicht unterbrochen wird. Außerdem ist Kommunikation mit Fingerspitzengefühl gefragt. Der Verkauf des Unternehmens kann bei Ihrer Belegschaft, den Kunden oder auch Ihren Geschäftspartnern für Unsicherheiten sorgen. Kommunizieren Sie die Unternehmensnachfolge transparent und senden Sie ein klares Signal. Begründen Sie die Entscheidung glaubhaft und untermauern Sie, warum die präsentierte Nachfolge genau die Richtige ist.

 

Nahtlose Übergabe

Der neue Eigentümer sollte bereits einen guten Überblick über das Unternehmen haben. Dennoch fehlt ihm zu diesem Zeitpunkt noch eine Routine, um die Prozesse effizient zu übernehmen. Planen Sie deshalb eine ausreichend lange Übergangsphase ein, in der Sie den Nachfolger operativ unterstützen. So können Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden. Ein gut strukturierter Plan ermöglicht einen reibungslosen Start in die neue Ära. Dieser sollte vor der Übergabe erstellt und dann Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Für die Übergangszeit sind Aufgaben, Handlungsfelder, Ziele und Verantwortlichkeiten zu definieren.

 

Übernahme eines Unternehmens: Herausforderung und Chance zugleich

Während bisher die Perspektive des abgebenden Unternehmers beleuchtet wurde, lohnt es sich, auch einen Blick auf die andere Seite des Prozesses zu werfen: die des Nachfolgers. Lohnt es sich eine Unternehmensnachfolge anzutreten? Es gibt eine Reihe von Vor- und Nachteilen, die gegeneinander abgewogen werden müssen.

 

Die Vorteile einer Unternehmensnachfolge

  • Sofortiger Markteintritt: Der Kauf eines bestehenden Unternehmens ermöglicht Ihnen einen sofortigen Marktzugang. Sie müssen das Unternehmen nicht von Grund auf neu aufbauen, sondern profitieren von der bereits vorhandenen Basis.
  • Existierende Kundenbasis: Mit der Unternehmensnachfolge, übernehmen Sie auch einen bestehenden Kundenstamm. Statt diesen mühsam aufzubauen, können Sie die Grundlage für zukünftiges Wachstum nutzen.
  • Erfahrene Mitarbeiter: Das bestehende Team bringt bereits Erfahrung und Kompetenz in der Branche mit. Wenn Sie darauf zurückgreifen können, erleichtert Ihnen das den Start.
  • Bewährte Geschäftsmodelle: Als Start-up kann vieles  gelingen, aber wenn das Produkt nicht funktioniert, nutzt die beste Strategie nichts. Bei einer Übernahme können Sie bereits auf bewährte Geschäftspraktiken, Produkte und Prozesse zurückgreifen. So minimieren Sie das Risiko Fehlentscheidungen zu treffen.
  • Synergieeffekte: Führen Sie bereits ein erfolgreiches Unternehmen? Vielleicht können die beiden Unternehmen gemeinsam den Erfolg maximieren und eine Symbiose bilden.

 

Die Nachteile einer Unternehmensnachfolge

  • Finanzielle Belastung: Die Übernahme eines Unternehmens kann teuer sein. Vor allem, wenn das Unternehmen gut etabliert und profitabel ist. Sie sollten sich dieser finanziellen Belastung bewusst sein.
  • Unternehmenskultur: Stimmt die bestehende Kultur im Unternehmen mit den eigenen Vorstellungen überein? Wenn nicht, kann es zu Problemen kommen, wenn unterschiedliche Ansätze kollidieren. Hier gilt es abzuwägen und im Zweifelsfall eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln.
  • Hoher Zeit- und Arbeitsaufwand: Eine Unternehmensübernahme erfordert gründliche Planung, Forschung und Verhandlungen im Vorfeld, sowie einen hohen Arbeitsaufwand während der Übergangsphase. Bei einer Gründung kann der Aufwand vermutlich noch höher sein. Trotzdem ist der zu betreibende Aufwand nicht zu unterschätzen.

 

Effektive Unternehmensnachfolge mit Haufe X360

Ein Cloud-basiertes ERP-System wie Haufe X360 ist für die Unternehmensnachfolge effizient, da es eine nahtlose Datenübernahme und -integration ermöglicht. Es erleichtert die strukturierte Übernahme von bewährten Geschäftspraktiken und -prozessen. Durch die zentrale Datenspeicherung behalten sowohl Verkäufer als auch Käufer stets den Überblick über die finanziellen und operativen Aspekte des Unternehmens. Die flexible Skalierbarkeit ermöglicht die Anpassung an neue Anforderungen, während automatisierte Prozesse den Arbeitsaufwand reduzieren.